Ideen, die die Modeindustrie verändern werden – der Hochschulwettbewerb „Let’s Change the Fashion System“ von FEMNET e.V.

Im Rahmen des Projekts „FairSchnitt – Studieren für eine sozialgerechte Modeindustrie“ lobte FEMNET e. V. dieses Jahr zum ersten mal den Hochschulwettbewerb „Let’s change the fashion system“ aus. Am 15. November 2018 war es soweit und der Gewinner/ die Gewinnerin wurde auf der Preisverleihung im Rudolf-Steiner Haus in Hamburg bekanntgegeben. Wir waren ebenso gespannt wie die Shortlistplatzierten, da FEMNET e. V. eisern blieb und uns im Vorhinein keinen Tipp auf den Sieger /die Sieger*in gab.
Ein kleiner Blick auf die Nominierten Lesley (Fairo Moda), Tina, Rich und Manu (Hehlerei) und Josefine (BlogFairies) in den ersten Reihen zeigte, dass auch sie endlich wissen wollten, wer gewonnen hat – ganz zu Schweigen vom jeweiligen kleinen Fanclub aus Freunden und/oder Familie. Und Jana und Vreni von den Fashion Changers waren natürlich anwesend und dokumentierten alles live für die Community.

Die Wettbewerbskriterien

Nach einer kurzen Ansprache von Dr. Gisela Burkhardt (Vorstandsvorsitzende FEMNET e. V.) und einer musikalischen Einlage von Mimi Crie, durfte zunächst Deepika Rao von CIVIDEP auf die Bühne und von der gemeinsamen Kampagne „#werpasstauf“ berichten. Der Einblick in die harte Realität der Näher*innen in Indien holte uns schnell aus der Wettbewerbsblase heraus und zeigte umso eindringlicher, wie wichtig es ist, dass Veränderungen endlich eintreten und junge Projekte, wie die Ideen der nominierten Studenten*innen unterstützt werden.

Dieser Ansicht ist auch die Wettbewerbsjury, die anschließend auf die Bühne gebeten wurde. Jedes Jurymitglied bringt eine individuelle Expertise in die Bewertung ein. So bewertet Vera Köppen (Country Representative Germany / External Relations & Communications, Fair Wear Foundation) beispielsweise, ob die eingereichten Konzepte in Unternehmen umsetzbar und wie innovativ diese im Umfeld bereits bestehender Konzepte und Projekte sind. Ralf Heimann (Vorstand/CEO hessnatur Stiftung) hingegen bewertet, ob die Konzepte als Teil eines nachhaltigen, ganzheitlichen Unternehmenskonzeptes umsetzbar sind. Die dritte im Bunde ist Kerstin Haarmann (Geschäftsführende Gesellschafterin Cum ratione gGmbH). Sie legt das Augenmerk darauf, ob die Konzepte in der Öffentlichkeitswirkung unterscheidungskräftig sind und ob Politik und notwendige Gremien überzeugt werden können. Dr. Gisela Burkhardt (Vorstandsvorsitzende FEMNET e.V.) vervollständigt die Jury und bewertet, ob die eingereichten Konzepte für Arbeiter, aber vor allem für Arbeiterinnen tatsächlich bessere Arbeitsbedingungen erwirken und die Arbeit von Gewerkschaften stärken.

And the winner is…

Viele der 12 Einreichungen zum Wettbewerb erfüllen diese Kriterien, so auch die Bewerbungen zu Fairo Moda, Hehlerei und BlogFairies. Doch laut Jury versammelt nur ein Beitrag die meisten Anforderungen auf sich. Kurzer Trommelwirbel… Josefine Watzlaw und ihr Projekt „BlogFairies“. Congratulations, liebe Josefine!

Die Jury begründet ihre Entscheidung mit dem gut durchdachtem Konzept, dem eingereichtem Businessplan sowie der schlüssigen Überlegung, den Einfluss von Blogger*innen zu nutzen, um eine Veränderung auch außerhalb der Blase herbei zu führen. Zudem überzeugte die Ausrichtung über einen Feedreader und ein geplantes Siegel für nachhaltige Blogs hinaus, denn Josefine plant auch Workshops und Beratung für Blogger*innen und Interessierte. Jedoch gab die Jury ebenso zu Bedenken, dass das Projekt Ausarbeitungsbedarf aufweist und die angeführten Kriterien für nachhaltige Blogs dringend näher definiert werden müssen.

Da kommt der Gewinn der Teilnahme am „Applied Sustainability Bootcamp“ der hessnatur Stiftung genau richtig, bei dem Josefine Unterstützung von Experten*innen aus der Branche erhält, um das Projekt voran zu treiben. Unser Wunsch wäre zudem, dass die Community der Blogger*innen in die Kriteriendefinition einbezogen wird. Das Ergebnis wird vor allem sie betreffen und wer kennt die Leser*innen besser als die Blogger*innen selbst?

Let’s Change the Fashion Game!

Auch wenn es nur eine offizielle Gewinnerin gibt, führte die Jury eine harte Diskussion um die shortlistplatzierten Projekte. Jedes Konzept für sich ist auszeichnungswürdig.

Fairo Moda hat laut Jury eine hohe Realisierungschance, da es gezielt eine Zielgruppe anvisiert und die Umbruchstimmung von Studenten*innen während des Studiums nutzt, um neue Lebensweisen und Perspektiven aufzuzeigen. Die Ressourcen werden gekonnt analysiert und durch das Angebot von Workshops und Beratung ein Mehrwert über einen Kleiderverleih hinaus geboten. Wir sind sehr froh zu hören, dass bereits andere Unis Interesse an dem Konzept gefunden haben und es so vielleicht bald viele Kleiderverleihs an Universitäten in Deutschland geben wird.

Das „Mehr“ findet man auch bei der Hehlerei, so die Jury. Denn das Konzept ist mehr als Secondhand. Es bezieht gekonnt das System der Kreislaufwirtschaft ein, ist dabei sehr unternehmerisch gedacht und zeugt durch die genaue Analyse der Wertschöpfungskette von innovativen Neuansätzen. Also solltet ihr mal in Köln sein, schaut unbedingt bei den Dreien vorbei.

Wir bedanken uns bei FEMNET e. V. für die Zusammenarbeit bei diesem inspirierenden Projekt und wünschen Lesley, Manu, Tina, Rich und Josefine alles Gute!

geschrieben von Melanie Hauke