Als Melanie und ich nXm gegründet haben, war für uns von Anfang an klar, dass unsere Produktionen so nachhaltig wie möglich sein sollen. Ich sage bewusst so nachhaltig wie möglich, da auch wir natürlich einen Fußabdruck hinterlassen. Was eigentlich eine nachhaltige Filmproduktion ausmacht und wieso sich das auch aus finanzieller Sicht lohnt, erfahrt ihr im 1. Teil unserer Nachhaltiger Film-Reihe.
Genauso wie ich denke, dass die Welt Bücher braucht, denke ich auch, dass wir Filme brauchen. Zwar längst nicht alle, aber das ist ein Thema für sich (und wahrscheinlich auch Geschmackssache). Geschichten prägen uns – unsere Sicht auf die Welt und unser Mitgefühl anderen gegenüber. Was jedoch hinter den Kulissen passiert, damit wir irgendwann Serien, Kinofilme, aber auch kleinere Produktionen wie Buchtrailer sehen können, braucht wirklich niemand.
Geld sparen durch Nachhaltigkeitsstandards
Ich weiß aus Erfahrung, dass an den meisten Filmsets kein Müll getrennt wird und überwiegend Einweggeschirr eingesetzt wird. Die Produktionsbüros drucken immer noch zu Haufen Dispos aus – das sind pro Drehtag mehrere Seiten für den kompletten Filmstab. Dass der Strom kein Ökostrom ist, die Reste vom Catering jeden Abend in den Müll wandern und am Ende des Drehs das komplette Set geschrottet wird, verwundert dann leider auch nicht mehr. Vom CO2-Verbrauch ganz zu schweigen. Und wenn sich dann jemand traut, hier und da kleinere Dinge zu verändern – wie wiederverwendbare Tassen einzuführen – ist das Theater groß. Veränderung ist halt unbequem – und wir sind ihr gegenüber immer erst einmal misstrauisch.
Was viele nicht wissen: Nachhaltigkeit zieht eine Kostenverringerung mit sich. Dies zeigt u.a. ein Report von Earth Angel, einer New Yorker Consulting-Agentur für Nachhaltigkeit im Film. Dort wird etwa für eine 60tägige Produktion mit 100 Crewmitgliedern in New York ein Verbrauch von 25 Kisten Wasser (Plastikflaschen) kalkuliert, was Kosten in Höhe von über 11.000 US Dollar verursacht. Die Lösung könnte nicht einfacher sein: Auf Leitungswasser umsteigen. Duh! Ein weiterer Kostenfaktor steckt in der Mülltrennung. Wenn Produktionsfirmen schon nicht aus Überzeugung Essensabfälle kompostieren und Plastik im Recyclingmüll entsorgen, dann hoffentlich aus monetären Gründen. So lässt sich bei Earth Angel nachlesen, dass Columbia Pictures bei den Dreharbeiten von „The Amazing Spiderman 2“ fast 5.000 US Dollar durch Mülltrennung einsparte. Darüber hinaus wurde ein Großteil des Filmsets gespendet oder weiterverkauft – dadurch entstanden keine Kosten für die Müllentsorgung und Columbia konnte sich über 47.000 US Dollar mehr auf dem Produktionskonto freuen. Das mögen für Blockbuster-Produktionen vielleicht keine großen Summen sein, aber sie machen am Ende des Tages doch einen Unterschied. Um genau diese Standards durchzusetzen, braucht jede Produktionsfirma eine Policy. Es reicht nicht, wenn einzelne Abteilungen Dinge verbessern wollen – die Anweisungen müssen von ganz oben kommen und jede Produktion, die ökologische Verantwortung übernehmen möchte, braucht ein*n Verantwortliche*n für die Implementierung von Umweltstandards.
Wie wir arbeiten
Zugegebenermaßen bedarf es zunächst einen Einsatz von Ressourcen (aka Einsatz von Wo*manpower), um nachhaltiger zu produzieren. Das ist bei uns als zweiköpfige Videoproduktionsfirma natürlich um einiges einfacher. Unsere Produktionen sind von Natur aus kleiner. Aber die Dinge, die wir tun, können auch im Größeren angewendet werden. Vieles hat nämlich zunächst mit der Grundinfrastruktur eines Unternehmens zu tun. Dazu gehören beispielsweise die Energieversorgung und die Finanzen. Wir beziehen Ökostrom und vertrauen unser Geld einer ethischen Bank an. Denn nur bei einer sozial-ökologischen Bank können wir sichergehen, dass unser Geld nicht für Dinge investiert werden, die nicht mit unseren Werten in Einklang stehen, wie z.B. Atomenergie, Verletzung von Arbeits- und Menschenrechten, Rüstung, Tierversuche und viele andere kontroverse Wirtschaftszweige und Geschäftspraktiken. Wie Banken Geld investieren und welche sozial-ökologisch agieren, könnt ihr im Fair Finance Guide nachlesen. Zu unseren Drehs fahren wir entweder mit dem ÖPNV, dem Zug oder einem Hybridauto – so nachhaltig wie möglich eben. Inlandsflüge kommen für uns nicht in Frage – im Zug lässt es sich ohnehin viel besser arbeiten. Das sind Entscheidungen, die wir für unser Unternehmen treffen. Darüber hinaus ist es uns wichtig, am Set auf Einwegprodukte zu verzichten – wir bringen also unsere wiederverwendbaren Flaschen und unser eigenes Essen mit. Wir kaufen grundsätzlich nichts, was keine nochmalige Verwendung findet. Zu unserem Standardequipment mieten wir je nach Produktionsumfang zusätzliches Equipment dazu, wie etwa Licht und Funkstrecken. Da wir oft als Dienstleisterinnen beauftragt werden, können wir diese Entscheidungen überwiegend nur für uns treffen – ob die Auftraggeber*innen dann selbst fliegen oder Wasser aus Plastikflaschen trinken, liegt also nicht in unserer Hand. Aber wir machen es eben anders. Und das macht auch einen Unterschied.
In diesem Artikel habe ich die ökologische Verantwortung grob umrissen – hierzu könnt ihr, genau wie zur sozialen Verantwortung, demnächst noch mehr lesen.
geschrieben von Nina Lorenzen