Ob wir Feministinnen sind?! Ist die Erde rund? Feminismus bedeutet für uns nichts anderes als die Gleichberechtigung aller Menschen – unabhängig von Geschlecht, Herkunft, Religion und sexueller Orientierung. Wir werden nicht müde zu betonen, dass wir noch einen weiten Weg vor uns haben, und geben uns längst nicht mit dem Status Quo zufrieden. Deshalb steht es für uns außer Frage, dass wir mit unseren Mitteln auf strukturelle Diskriminierung aufmerksam machen. Denn beim Feminismus geht es entgegen aller Vorurteile nicht nur um Wut, sondern um Empowerment! Allerhöchste Zeit also, euch sechs inspirierende Frauen vorzustellen.
Emma Watson
Nina: Wer hätte gedacht, dass Emma Watson in Wirklichkeit noch cooler ist als ihre Harry Potter-Figur Hermione Granger?! Emma nutzt ihre Drehpausen, um sich als Menschenrechtlerin und Klimaaktivistin zu engagieren. So entwickelte sie als UN-Sonderbotschafterin für Frauen- und Mädchenrechte mit UN Women die Kampagne „He For She“, die es sich zur Aufgabe macht, Geschlechterstereotypen abzubauen, und Jungs und Männer dazu ermutigt, sich ebenfalls für Gleichberechtigung einzusetzen. Die studierte Literaturwissenschaftlerin hat außerdem den Good Reads-Buchclub „Our Shared Shelf“ gegründet, einem feministischen Lesezirkel (O-Ton: „Intersectional Feminist Bi-monthly Book Club“), in dem bedeutende Feminismusliteratur wie „The Handmaid’s Tale“ von Margaret Atwood oder die Graphic Novel-Reihe „Persepolis“ von Marjane Satrapi auf der Leseliste stehen, die dann in der Community diskutiert werden. Als Feministin weiß Emma Watson, dass Frauenrechte und Mode Hand in Hand gehen – schließlich sind über 80% der Textilarbeiter*innen weltweit Frauen. Deshalb trägt sie privat und auf dem roten Teppich ausschließlich nachhaltige und fair hergestellte Mode oder Vintage. Emma, will you be my best friend?
Rupi Kaur
Nina: Über Emma Watson bin ich auf Rupi Kaur aufmerksam geworden. Die in Indien geborene und in Kanada lebende Lyrikerin und Performerin erlangte mit ihren Gedichtbänden „Milk and Honey“ (2014) und „The Sun and Her Flowers“ (2017) weltweite Bekanntheit – und landete damit auf der Leseliste von Emmas Buchclub „Our Shared Shelf“. In ihren Gedichten und ihrer Prosa verhandelt Rupi Themen, wie Kindheit, Liebe, Trauer, Tod, Sexualität, Feminismus und aktuelle politische Geschehnisse – ergänzt durch liebvolle Illustrationen. Dabei schreibt sie auch über gesellschaftliche Tabuthemen wie sexualisierte Gewalt und den weiblichen Zyklus. Inzwischen fühlen sich 3,6 Millionen Menschen auf Rupis Instagram-Account durch ihre Worte inspiriert und ermächtigt. In einem meiner Lieblingsgedichte „Legacy“ schreibt Rupi:
„I stand
on the sacrifices
of a million women before me
thinking
what can i do
to make this mountain taller
so the women after me
can see farther.“
Lynsey Addario
Melanie: Lynsey Addario ist eine der mutigsten und willensstärksten Frauen, die ich kenne. Als Fotojournalistin bereist sie Krisen- und Kriegsgebiete wie Afghanistan, Irak oder Darfur und dokumentiert für die Weltöffentlichkeit die dortigen Geschehnisse, Greuel und Menschenrechtsverletzungen. Auch nach der Geburt ihres Sohnes 2011 gab sie ihre Leidenschaft nicht auf und obwohl sie selbst erfahren hat, wie gefährlich ihr Beruf ist – 2009 wurde sie bei einem Autounfall schwer verletzt und während ihrer Arbeit bereits zwei Mal entführt – entschloss sie sich ihre Dokumentationen fortzuführen und Fotografin UND Mutter zu sein. Neben der Kriegsberichterstattung erzählt sie in ihren Bildern von Lebensumständen von Frauen und Kindern weltweit und klärt so über Menschenrechtsverletzungen und soziale Themen auf. So berichtet sie aktuell von Familienangehörigen von IS-Anhängern, die in Flüchtlingscamps leben oder von der immer noch viel zu hohen Sterberate von Frauen in Afrika und den USA, die aufgrund mangelnder medizinischer Versorgung während oder kurz nach der Geburt ihr Leben lassen müssen. Lynseys Bilder sind für mich mehr als Dokumentation. Trotz ihrer schweren Sujets sind sie im Einsatz von Licht, Farben und Perspektiven Kunst und eröffnen eine ganz eigene Sicht auf die Themen, Regionen und Menschen, die sie abbilden.
Chimamanda Ngozi Adichie
Nina: Chimamanda Ngozi Adichie ist nicht nur eine begnadete Autorin („Americanah“ zählt zu meinen absoluten Lieblingsbüchern), sie ist auch eine inspirierende Rednerin. Die nigerianische Schriftstellerin scheut sich nicht davor, sich in öffentliche Debatten einzumischen und Diskurse voranzutreiben. So sprach sie 2009 in ihrem TED-Talk „The Danger of a Single Story“ über die einseitige und oftmals stereotypische Darstellung von Afrika in westlicher Literatur und wie diese Geschichten unseren kulturellen Blick formen und einengen (der Talk gehört zu den Top 10 der meist gesehenen TED Talks). 2013 hielt sie den TED-Talk „We Should All Be Feminists“, aus dem – fun fact – Beyoncé Zeilen für ihren Song „Flawless“ übernahm und den ich mir regelmäßig wie ein Mantra anhöre. Chimamanda sagt über sich und ihre Arbeit:
„I think of myself as a storyteller, but I would not mind at all if someone were to think of me as a feminist writer… I’m very feminist in the way I look at the world, and that world view must somehow be part of my work.“
Aya Chebbi
Melanie: Bei Aya weiß ich gar nicht, wo ich mit all den tollen Sachen beginnen soll, für die sie sich einsetzt. Angefangen hat alles mit ihrem Blog „Proudly Tunisian„, den sie während des arabischen Frühlings 2010/2011 startete. Seitdem ist viel passiert und sie ist mittlerweile die erste Jugendbeauftragte der Afrikanischen Union und die jüngste Diplomatin im Kabinett des Präsidenten der AU-Kommission. Außerdem gründete sie das „Youth Programme of Holistic Empowerment Mentoring“, das junge Generationen darin unterstützt, politisch und sozial aktiv zu werden. Sie ist Gründerin des Africa Youth Movement, eine der größten pan-afrikanischen jugendgeführten Bewegungen, sowie von Afresist, ein Youth Leadership Programm sowie eine multimedia Plattform, die Kinderarbeit in Afrika dokumentiert und dagegen ankämpft. Ich könnte die Liste ewig fortführen, etwa mit ihrer Arbeit für das World Refugee Council und für die Oxfam Independent Commission on Sexual Misconduct. Bei allem, was sie tut, setzt sich Aya für Frieden, Gleichberechtigung, Bildung und soziale Gerechtigkeit ein und spricht darüber auf internationalen Veranstaltungen:
„We have to rewrite history and make it right for the next generations.“
Laura Breiling
Melanie: Ich liebe die Illustrationen von Laura! Sie sind provokativ, lustig, inspirierend, feministisch, politisch und immer bunt. Auf ihrem Instagram-Profil pumpt eine im Home-Office arbeitende Mutter ihre Milch ab, gleich neben einem in Waffen badenden Trump. Oder eine nackte Beyoncé hält ihre Zwillinge neben Illustrationen von Aretha Franklin, Hildegard Hamm-Brücher und Tarana J. Burke, die Gründerin der #MeToo-Bewegung. Am liebsten schaue ich mir die Zeichnungen von Lauras Frauenfiguren an und wünsche mir jedesmal, mit ihnen befreundet zu sein. Bis mir wieder einfällt, dass ich viele tolle, coole, mutige Frauen um mich herum habe. Vielleicht sollte ich einfach selbst anfangen, sie zu malen.
Es gibt natürlich noch so viel mehr inspirierende Frauen, die uns durch ihre Arbeit und ihr Engagement tagtäglich antreiben – entgegen aller Widerstände. Deshalb widmen wir diesen Beitrag allen Frauen, die am Weltfrauentag am 8. März in der Türkei auf die Straßen gegangen sind und Polizeigewalt erfahren haben.